wie weitermachen, wenn eine*r fehlt?

 

In Zeiten der Trauer heißt es vor allem: Lasst Euch von nichts und niemandem stressen! 

 

Es sind ein paar Wochen oder Monate vergangen, seit Euer Mensch gestorben ist. Wahrscheinlich seid Ihr an einem Punkt, an dem Ihr die dringendsten Schritte, die u.a. auch zur Absicherung Eurer Familie notwendig waren, unternommen habt. Ihr habt die Beerdigung geschafft und nun klopft der Alltag wieder an. Ihr fragt Euch: Soll es das jetzt gewesen sein?

 

Die Antwort lautet: Nein! Trauer ist ein lebenslanger Prozess. Was im ersten Moment vielleicht erdrückend klingt, kann bei genauerem Wirkenlassen auch eine Erleichterung bringen.

Ab jetzt habt Ihr nämlich alle Zeit der Welt, in Eurem eigenen Tempo zu schauen, wie Ihr den Tod in Euer Leben integrieren könnt. 

 

Jetzt wäre übrigens womöglich auch ein guter Zeitpunkt für eine Pause nach all den Strapazen! Manche Trauernde fahren ein paar Tage in Urlaub oder - im Gegenteil - fangen wieder an zu arbeiten. Wonach Euch ist, könnt nur Ihr selbst fühlen. Auch in dieser Phase gilt: Ihr müsst hier nicht alleine durch. Eine Trauerbegleitung ist besonders jetzt sinnvoll, wo es wieder darum geht, schrittchenweise in den Alltag zurückzufinden. 

 

Ihr werdet vielleicht feststellen, dass die Anteilnahme Eures Umfelds abnimmt. Dies liegt nicht unbedingt daran, dass sich niemand mehr für Eure Trauer interessiert, sondern vielmehr daran, dass Außenstehende die Sorge haben, Euch mit Ihren Nachfragen zu sehr herunter zu ziehen. Auf andere Menschen wirkt Ihr eventuell recht stabil, auch wenn es in Eurem Innern ganz anders aussieht. Viele Leute glauben, es tut Trauernden gut, sie so normal wie möglich zu behandeln. Dies wirkt auf Trauernde jedoch oft wie Ignoranz und Desinteresse, Wir Trauernden wissen, dass man uns nicht durch Nachfragen an unsere Trauer erinnert, da sie sowieso die ganze Zeit mitschwingt.

 

Wer sich dafür interessiert, wie man sensibel und rücksichtsvoll mit Trauernden umgehen kann, für die habe ich dazu ein paar Tipps zusammengestellt.

 

Ideen und Gedankenanstöße für die nächsten Monate:

  • Grabpflege / Gedenkort etablieren: Es kann ein stabilisierendes Ritual sein, das Grab der verstorbenen Person zu besuchen, zu schmücken und zu pflegen. Was spricht dagegen, auch mal ein kleines Picknick am Grab zu machen? Zusätzlich oder stattdessen kann es auch sehr gut tun, einen festen Gedenkort zu errichten. Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Z.B. wird Verstorbenen zu Ehren gerne ein Baum gepflanzt. Wenn zum Beispiel die offizielle Grabstätte weiter weg liegt, kann ein Gedenkbaum im eigenen Garten oder in der Nähe eine schöne Alternative als Trauerort sein. Auch ein Schrein, wie wir z.B. aus der buddhistischen Trauerkultur kennen, kann der verstorbenen Person einen festen Platz in der Wohnung geben.                                                              
  • Wohnung verändern / Erinnerungsstücke ordnen: Für Hinterbliebene ist es oft ein sehr schmerzvoller Prozess, die Wohnung, das Zimmer oder den Ort, wo die verstorbene Person tagtäglich gelebt hat, zu verändern. Auch hier solltet Ihr Euch von niemandem gedrängt fühlen. Tatsächlich kann es aber nach einer Weile auch befreiend sein, Erinnerungsstücke zu ordnen, einiges an andere Menschen zu verteilen oder gut aufzubewahren und Räumen oder Möbelstücken "einen neuen Anstrich" zu verpassen. Für mich persönlich war der Verkauf der Plattensammlung meines verstorbenen Freundes wohl der schwierigste Part beim Neuordnen der Wohnung. Aber als ich es über die Bühne gebracht hatte, fühlte es sich sehr erleichternd an und ich konnte im wahrsten Sinne des Wortes wieder durchatmen in diesem Raum unserer Wohnung. Über den schwierigen Prozess des Loslassens und Neu-Arrangierens habe ich übrigens einen Blogartikel geschrieben.                                                                                                                                            
  • Trauergruppen / Vernetzen: In größeren Städten gibt es Trauergruppen für die unterschiedlichsten "Zielgruppen", z.B. für verwaiste Eltern, Sternenkindereltern, (junge) Witwen und Witwer, queere Trauernde, etc. Auch gibt es inzwischen digitale Angebote, die hilfreich sein können, wenn Du in einem kleineren Ort lebst oder zu Hause sehr gebunden bist. Es kann Phasen geben, in denen Du Dich nicht danach fühlst, Dich mit anderen austauschen zu wollen und dann vielleicht auch wieder Momente, in denen es Dir gut tut zu sehen, dass Du nicht allein bist und verstanden wirst.
  • Begleitung der Kinder: Auch Kinder durchlaufen ihren ganz individuellen Trauerprozess. Oft wirken sie, als hätten sie den Tod "gut verkraftet", aber es kann immer wieder Zeiten geben (auch nach vielen Jahren), in denen die Trauer sehr intensiv wird (lies auch gerne dazu meinen Beitrag über Kindertrauer). Dass der Tod eines nahestehenden Menschen für immer Teil ihrer Biografie sein wird, darf niemals vergessen werden. Wie wir unsere Kinder bestmöglich begleiten können, ist auch hier sehr individuell. Das Wichtigste ist, achtsam zu sein, Signale wahrzunehmen und Gesprächs- und Aktivitätenangebote zu machen. Auch für Kinder gibt es Trauergruppen sowie therapeutische Angebote. Inzwischen wird glücklicherweise auch das Angebot an Medien für trauernde Kinder und Jugendliche fortlaufend erweitert (hilfreiche Tipps dazu hier.) 

 

Wenn Ihr Euch Unterstützung in der Begleitung Eurer Kinder (und auch bei den anderen Themen) wünscht, meldet Euch gerne bei mir und ich unterstütze Euch im Rahmen meiner Trauerbegleitung.